Gescheiterte Gründung
Im “Wochenblatt für Weilburg und Hadamar” vom 27. Mai 1848 erwähnt ein Artikel, der zur Bildung von Turnvereinen aufruft, anerkennend die Existenz eines Turnvereins in Villmar als einem der ersten im heimischen Raum.
Außer ihm gab es schon Turnvereine in Limburg, Runkel und Camberg. Entschieden haben sie sich damals für die noch immer nicht vollzogene Einigung und demokratische Neuordnung Deutschlands eingesetzt, wie es Friedrich Ludwig Jahn, der geistige und organisatorische Wegbereiter der Leibesübungen in unserem Land, seit 1810 getan hat. In dieser politisch hochbrisanten Zeit gab es keine Trennung zwischen Politik und Sport, zumal sich noch keine Parteien im heutigen Sinne gebildet hatten. Die demokratisch-revolutionär eingestellten Tumvereine, die Burschenschaften der Studenten und die Arbeiter- und Volksvereine waren die Keimzellen der angestrebten radikalen politischen Veränderungen.
Diese radikale Forderung unterstützte übrigens Jahn nicht, wie sein Brief vom 21. Juli 1848 an den Limburger Tunverein beweist, in dem er zur Mäßigung mahnt, wohl um die Tumbewegung nicht zu gefährden.
Nach dem Scheitem der Revoltuion 1848 aus Unerfahrenheit und Uneinigkeit werden auch die für die Demokratie sich eisetzenden Tunvereine verboten und zur Selbstauflösung gezwungen: Limburg und Weilburg 1851, Camberg 1856.
Die Vereinsvermögen und Akten wurden eingezogen.
Mit Sicherheit traf das auch für Runkel und Villmar zu, allerdings gibt es keine schriftlichen Nachweise dafür.
Gründung
Am 15. August wurde der Turnverein Vorwärts E.V. in Villmar gegründet.
Über die Motive zur Neugründung 1891 fehlen die Dokumente. Seit 1849 hatte sich politisch vieles veranädert; nach drei Kriegen war die nationale Einheit der Deutschen nicht durch einen revolutionären Akt des Volkes, sondern durch den Staatsmann Bismarck erreicht worden. Das Deutsche Reich zählte nun zu den Großmächten und erlebte einen starken wirtschaftlichen Aufschwung.
Die neue Reichsverfassung enthielt zwar das allgemeine, gleiche, freie und geheime Wahlrecht, die Einflussnahme der Volksvertretung war aber eingeschränkt. Dennoch herrschte bei den meisten Bürgem nationale Begeisterung und Stolz. Der Erfolg der Regierung beim Einigungswerk hatte die Autorität der Obrigkeit vom Kaiser zum Kanzler, die Bürgermeister und Lehrer bis hin zum letzten Dorfgendarm ungeheuer gestärkt.
In diesem politischen Umfeld geschah die Wiedergründung des Tumvereins in Villrnar.
Die jungen Leute um den Steinmetzmeister Lambert Martin May, dem ersten Vorsitzenden, gingen mit Energie und großem Eifer an den Aufbau des Vereins und fanden zunehmend Resonanz bei den Bürgem. Kostspielige Geräte wurden angeschafft und 1897 bereits ein volkstümliches Gauturnfest durchgeführt, schließlich ein Bauplatz erworben.
Erstaunlich groß war die Solidarität der Bürger mit “ihren” Turnern: sie begrüßten gemeinsam am Bahnhof siegreich heimkehrende Wettkämpfer, spendeten Geld bei Haussammlungen für die Teilnehmer an auswärtigen Lehrgängen und große Reparaturen und kauften schließlich Anteilscheine für den Bau einer Turnhalle.
Die Zeit nach der Gründung
Dank der zielstrebigen Anstrengungen des Vorstandes und der vorbildlichen Mitarbeit der Mitglieder konnte der Bau bereits 1906 eingeweiht werden. Die eigene Halle gab dem Tumbetrieb mächtigen Aufschwung, zumal er unter der energischen Leitung des um den Verein hochverdienten Turnwartes Adam Brahm stand. Unter dem Motto “Wer sich nicht fügt, der fliegt!” ging es recht preußisch zu, brachte aber damals Erfolge. Stramme Disziplin forderte aber auch der Vorstand von seinen Aktiven: Fehlen in der Tumstunde oder bei der Monatsversammlung kostete 10 Pfennig Strafe (in der Zeit von 1906 bis 1914 verdiente z.B. ein Arbeiter im Marmorwerk zwischen 30 bis 40 Pfennig Stundenlohn, d.h. 90 bis 100 Mark im Monat; ein Herrenanzug kostete 55 Mark, ein Zweipfundbrot 27 Pfennig, ein Liter Milch 23 Pfennig und eine Flasche Wein 75 Pfennig). Bei dreimaligem Fehlen oder schweren Verstößen gegen die Disziplin erfolgte der Ausschluss. So streng waren damals in allen Bereichen die Maßstäbe.
Bei der gespannten politischen Lage in Europa vor dem Ersten Weltkrieg legte die militärische Führung besonderen Wert auf eine hohe Wehrtauglichkeit. Eine wichtige Voraussetzung dafür sah sie im Turnen. So trug die Deutsche Turnerschaft, dem Geist der Zeit folgend, durch Bildung von sog. “Rekrutenriegen" zur Verbesserung der körperlichen Verfassung der Wehrpflichtigen bei. Auch die allgemeine Begeisterung der Deutschen bei Kriegsbeginn 1914 spiegelt sich im Jahresbericht des Vorsitzenden wider. Sie ist nur aus der Zeit heraus zu verstehen und entzieht sich unserem Urteil.
Während des Krieges kam der Turnbetrieb völlig zum Erliegen. Die Halle musste als Gefangenenlager vermietet werden, um finanziellen Verpflichtungen nachkommen zu können. 34 Turner kehrten nicht mehr aus dem Krieg zurück, 19 % der Mitglieder.
Eine schwere Zeit für den Turnverein
Seit 1913 leitete Postmeister Nikolaus Wohlstadt als Nachfolger von Lambert May die Geschicke des Vereins bis zu seinem plötzlichen Tod 1922. Mit ihm und dem 1. Turnwart Adam Brahm, Franz Diefenbach, Richard Rumler und Johann Schneider als Vorturner nahm der Verein nach Kriegsende 1918 einen neuen Aufschwung.
Aber der Krieg hatte die Menschen verändert: Nach der jahrelangen harten Disziplin und den Entbehrungen strebten viele nach persönlicher Freiheit und unbeschwerterer Lebensweise. Das Geräteturnen fordert aber hartes Körpertraining und die Einhaltung strenger Ordnungsregeln. Die Aktiven mussten bis zum 25. Lebensjahr zweimal wöchentlich an der Turnstunde teilnehmen. Da entsprach das aufkommende Fußballspiel mehr dem Interesse vieler junger Leute.
Adam Brahm hatte die Gefahr der Abwanderung erkannt und einen Fußball gekauft, aber die Gründung einer Fußballabteilung zur Teilnahme an Wettspielen ließ der Vorstand nicht zu. So kam es 1920 zur Gründung des Sportvereins, zu dem gleich neun gute Turner überwechselten.
Im selben Jahr wurde Adam Brahm zum Bürgermeister gewählt. In der Auseinandersetzung um die Gründung des Sportvereins und die Überlassung eines Platzes an ihn spiegelt sich im Kleinen der langjährige Kampf der Dachverbände des Sportes und der Deutschen Turnerschaft um „die reinliche Scheidung“ zwischen Sport und Turnen wider.
Eine Zeit voller Veränderungen
Die Platzfrage konnte schließlich zugunsten des Sportvereins durch einen geschickten Schachzug des Gemeindevertreters Dr. Jakob Hartmann gelöst werden, der den Bürgermeister und passionierten Turner durch den Hinweis überzeugte, dass ein neuer großer Sportplatz auch für turnerische Großveranstaltungen geeignet sei. Zuvor hatte der Turnverein schon 1923 dem Sportverein gestattet, zweimal wöchentlich den Platz hinter der Turnhalle zu benutzen. Außerdem einigten sich die beiden Vereine schriftlich, sich gegenseitig zu achten und beiderseits keine ausgeschlossenen Mitglieder aufzunehmen.
In den 20er Jahren erkannte der Turnverein die Zeichen der Zeit und reagierte mit der Einführung des Faustball- und des Schlagballspieles unter dem 2. Turn- und Spielwart Johann Schneider. Zunehmend gewann die Leichtathletik an Bedeutung.
Von Beginn seines Bestehens an pflegte der Verein die Geselligkeit durch Vereinsbälle, Familienabende und gemeinsame Wanderungen. Die vielseitige kulturelle Tätigkeit zeigt sich in der Bildung einer Theatergruppe, einer Sängerabteilung und einer Musikabteilung in den 20er Jahren. Die Entwicklung der Massenmedien und das steigende Freizeitangebot in unserer Zeit beendeten diese Vielfalt des Vereinslebens. Wandel der Zeiten!
1926 übernahm mit Johann Schneider ein bewährter Turnwart die Führung des Vereins von Lehrer Otto Schmidt (1923-1926). Die Einführung des Frauenturnens 1929 beweist die Aufgeschlossenheit für neue Entwicklungen der Turnbewegung. Der erste Versuch scheiterte 1921 noch am Widerstand der Geistlichkeit. Zur vollen Entfaltung kam das Frauenturnen aber erst in den 50er und 60er Jahren, weil Vorurteile auf dem Lande besonders zählebig waren.
Jahr | Vorsitzender |
---|---|
1891 - 1913 | Lambert Martin May |
1913 - 1922 | Nikolaus Wohlstadt |
1923 - 1926 | Otto Schmidt |
1926- 1933 | Johann Schneider |
1939 - 1945 | Johann Falk |
1946 - 1955 | Johann Schneider |
1956 - 1961 | Willi Flach |
1961 - 1968 | Johann Falk |
1969 - 1971 | Willi Flach |
1971 - 1973 | Hans-Josef Meuser |
1973 - 1983 | Herbert Müller |
1983 - 1997 | Edwin Franz |
1998 - 2007 | Franz Rubröder |
2007 - 2013 | Matthias Griebler |
2013 - heute | Michael Rosam |
Kurz vor dem Zusammenbruch
Mit Hitlers Machtübernahme 1933 bestimmte seine Partei alles: Vereine wurden „gleichgeschaltet", das Führerprinzip anstelle demokratisch gewählter Vorsitzender eingeführt. Johann Schneider musste aus politischen Gründen zurücktreten. Für ein Jahr wurde der sachkundige ehemalige Turnwart Franz Diefenbach mit der Führung beauftragt. 1935 setzte dann die Kreisparteileitung wieder Schneider bis 1939 ein, um schließlich Ende 1939 den jungen Turnwart Johann Falk zu berufen. Alle drei, und mit ihnen viele Mitglieder, versuchten den Verein vor Schaden zu bewahren, mussten aber unter dem Druck der Verhältnisse demütigende Zugeständnisse machen.
Zur Ehre mancher Turner sei aber festgehalten, dass sich noch lange nach 1933 auch geistiger Widerstand gegen Bevormundung und Missbrauch durch die Nationalsozialisten regte. Das geht eindeutig aus einem Rundbrief zu Weihnachten 1939 des “Reichssportführers” v. Tschammer u. Osten speziell an die Vereinsführer der Deutschen Turnerschaft hervor. Darin heißt es u.a.:
“Andererseits aber mußte ich leider die Feststellung machen, daß es noch Menschen gibt, die vom altem System zu so starren Gestalten erzogen wurden, daß ihre Herzen die herrlichen Mächte der neueren Zeit durch die dicke Kruste einer überwundenen, weil falschen Gesinnung, nicht fühlen können... Es ist aber unrichtig, ja sogar unehrlich, wenn... die Turner aus ihrer historischen Verbindung mit Jahn das Recht ableiten würden, im Dritten Reich einer gesonderten Behandlung unterzogen zu werden... Vor allem verlange ich von jedem von Euch, daß er sich... klar darüber wird, daß das theoretische Geschichteschreiben nicht ausgenutzt werden darf, die Deutsche Turnerschaft als ein selbständiges System neben das geschichtliche Tatleben des Nationalsozialismus zu stellen.”
Ein Verein und seine Mitglieder unter großem Druck
Der durch die Aufrüstung bedingte wirtschaftliche Aufschwung sollte vom deutschen Volk teuer bezahlt werden. Die 1936 beginnenden Einberufungen zum Wehr- und Arbeitsdienst beeinträchtigten den Turnbetrieb erheblich. Im Gegensatz zu der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg mussten die Turnvereine nicht wieder zur sogenannten vormilitärischen Ausbildung beitragen, das besorgten diesmal Hitlerjugend und SA.
Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges, der keine Begeisterung wie 1914 auslöste, musste der Turnbetrieb fast völlig eingestellt werden, zumal die Turnhalle zeitweise durch Hitlerjugend und Arbeitsdienst belegt war und später als Gefangenenlager benutzt wurde. Der Krieg aber forderte wieder einen hohen Tribut: diesmal waren es 45 Tote, 16 % der Mitglieder.
Eine positive Rolle in der Entwicklung des Vereins spielten die einheimischen Juden. Sie wirkten erfolgreich als Gründer, aktive Turner, Vorstandsmitglieder und großzügige Förderer, wie sie überhaupt voll in der Dorfgemeinschaft integriert waren. Ihre Anhängigkeit an den Verein beweist z.B. die enorme Spende von 40.000 Mark durch drei nach USA ausgewanderte Juden in der armen Zeit nach dem Ersten Weltkrieg. Umso beschämender ist der unter Druck der Nationalsozialisten 1935 erzwungene Ausschluss aller jüdischen Mitglieder. Im Falle der Weigerung hätte dem Verein wohl die Auflösung gedroht: ein furchtbarer Gewissenskonflikt.
Wie geht es weiter?
Der Wiederaufbau des Vereins nach dem Krieg vollzog sich unter noch schwierigeren Bedingungen als 1918: Der Alliierte Kontrollrat, die oberste Behörde der vier Besatzungsmächte (UDSSR, USA, Frankreich, Großbritannien) erließ 1945 u.a. die Kontrollrats-Direktive Nr. 23 “Beschränkung und Entmilitarisierung des Sportwesens”:
“Allen sportlichen, militärischen oder paramilitärischen athletischen Organisationen wird jede Betätigung untersagt. Sie sind zum 1.1.1946 aufzulösen."
"Das Bestehen nichtmilitärischer Sportorganisationen örtlichen Charakters ist gestattet.”
Diese ungenauen und auch widersprüchlichen Formulierungen öffneten der willkürlichen Auslegung Tür und Tor. In völliger Verkennung der Ideen und der geschichtlichen Bedeutung Friedrich Ludwig Jahns und der Turnbewegung für die demokratische Entwicklung in Deutschland verboten die Amerikaner das Turnen. Die Halle und das Vermögen unseres Vereins wurden beschlagnahmt.
Aber die Villmarer Turner ließen sich, wie so oft in ihrer Vereinsgeschichte, nicht entmutigen. Ins geheim trafen sich alte und junge Turner in" der Wohnung von Metzgermeister Willi Wünschmann, einem sehr engagierten früheren Vorstandsmitglied, Vorturner und Turnwart, und stellten die Weichen für die Wiedergründung des Vereins. Das Meisterstück aber vollbrachte Willi Flach, der mit diplomatischem Geschick und dank seiner standhaften Haltung während des Nationalsozialismus bei der Militärregierung in Weilburg die Aufhebung des Verbotes für den Turnverein Villmar erreichte.
Aufbruchsstimmung
In dem ersten Protokoll nach 1940 vom 13. Juli 1946 wird nüchtern festgehalten, dass in jener schweren Zeit Johann Schneider 1. Vorsitzender, Franz Diefenbach 2. Vorsitzender und Willi Flach 1. Schriftführer waren. Diese drei zielstrebigen Männer, die in der NS-Diktatur ihre demokratische Gesinnung bewahrt hatten, boten die besten Voraussetzungen für den Wiederaufbau. Und der gelang dank dem Idealismus und der Aktivität vieler. Die Zahl der Mitglieder wuchs wieder, und die turnerischen und leichtathletischen Erfolge konnten sich sehen lassen. Daneben wirkten die Turnriege und andere Abteilungen bei unzähligen Veranstaltungen mit und trugen so zur Pflege der Vereins- und Ortsgemeinschaft bei.
Anfang 1947 hatte der “Sportverband Oberlahn” und der Turnkreiswart versucht, dem Sportverein und Turnverein den Zusammenschluss schmackhaft zu machen. Sie entsprachen dabei auch der Anordnung der amerikanischen Besatzungsmächte, in Gemeinden bis 10.000 Einwohnern nur einen Verein zur Pflege gleicher Interessen zuzulassen, die in Villmar allerdings schon durchbrochen war. In einem Bericht über dieses Treffen heißt es in einem Protokoll des Sportvereins vom 15. Februar 1947: “Nachdem dieses Problem von vielen Seiten beleuchtet wurde durch die beiden Herren aus Weilburg, tauschten die Vorsitzenden beider Vereine ihre Meinung hierzu mit denselben (aus). Hieraus war der Wille von beiden Seiten für eine Zusammenkunft zu ersehen.” Über ein eventuelles weiteres Zusammentreffen der Vorstände liegt aber kein Bericht vor.
Nach Lockerung der unrealistischen Anordnung der Amerikaner blieb es nach dem Willen der Mitglieder bei der Eigenständigkeit beider Vereine.
Eine neue Turnhalle
Die Bautätigkeit unseres Vereins ist ein eindrucksvolles Zeugnis für die Solidarität und die Aufgeschlossenheit seiner Mitglieder für neue Entwicklungen. Durch Anteilscheine, Spenden, Arbeitseinsätze und die Anteilnahme der ganzen Gemeinde kam in den Jahren 1904 bis 1906 der erste Bau der Turnhalle zustande. 1924, ein Jahr nach der Inflation, hatte man den Mut zur Erweiterung für einen Umkleideraum. Erhebliche Anstrengungen erforderte auch 1965 der An- und Ausbau eines Geräte-und Wirtschaftsraumes und sanitärer Anlagen. 1974 führten schwere Schäden an Dach und Außenwänden zum völligen Abriss und Neubau einer dem heutigen Standard entsprechenden Halle. Die dafür benötigten 480.000 DM konnten nicht mehr allein durch Kredite, Spenden und Eigenleistungen aufgebracht werden. Im Gegensatz aber zum Jahr 1906 hatte beim Staat und den Kommunen ein Umdenkungsprozess stattgefunden: wegen der Bedeutung des Breitensportes für die Gesellschaft standen nun finanzielle Mittel aus Förderungsprogrammen für Sportstättenbauten von Land, Kreis und Gemeinde zur Verfügung. Trotz großer Eigenleistungen blieb dem Verein aber dennoch eine erhebliche Schuldenlast.
Ohne den unermüdlichen, hartnäckigen Einsatz des damaligen Vereinsvorsitzenden Herbert Müller wäre der Neubau nicht zustande gekommen. In einer Zeit, in welcher der Gemeinsinn infolge vieler Freizeitangebote schwindet, verstand er es, die Mitglieder zu Arbeitseinsätzen zu motivieren und auch nicht vereinseigenen Bürger zur Mithilfe zu gewinnen. Auch die Großzügigkeit Villmarer Unternehmer und Handwerker trugen zum Gelingen bei.
Die weitere Entwicklung
Neben einer größeren Halle standen nun ein Mehrzweck- und Gymnastikraum, zwei Umkleideräume, eine Hausmeisterwohnung, eine Küche und ein Ausschankraum und angemessene Sanitärräume zur Verfügung. Es folgte dann im Jahr 1982 noch der Ausbau des Übungsplatzes hinter der Vereinsturnhalle mit modernen Sprung- und Wurfanlagen und Beleuchtung für die wachsende Leichtathletikabteilung.
Ein engagierter Wirtschaftsausschuss mit dem langjährigen Vorsitzenden Fritz Rogge sorgte dafür, dass der Verein durch Eigenbewirtschaftung heute schuldenfrei ist. Seit 1906 konnte die Turnhalle von allen Ortsvereinen für größere Veranstaltungen benutzt werden, ein Solidarbeitrag des Vereins zur Pflege der Gemeinschaft im Ort.
Die Entwicklung zur Trimm-Dich und Jedermann-Bewegung veränderte auch die Struktur des Villmarer Turnvereins. Der Vorstand erkannte rechtzeitig die Zeichen der Zeit und verfolgte das Prinzip der “offenen Tür”. So wuchs die Zahl der Mitglieder, die seither ein vielseitiges sportliches Angebot nutzen können. Neben den vielen Turnabteilungen für Kinder, Schüler, Jugendliche, Frauen und Männer wurden folgende neue Abteilungen gegründet: Prellball, Hausfrauenturnen, Volleyball, Leichtathletik, Trimm-Dich, Mutter und Kind, Gesundheitsgymnastik für ältere Damen, Moderne tänzerische Gymnastik und Schlank und fit für Damen.
Ein großes Fest
Der Turnverein Villmar hat in den 100 Jahren seines Bestehens alle Wechselfälle und Wirren der Zeit überstanden. Er hat sich selbst immer wieder erneuert und neue, zeitgemäße Entwicklungen kritisch und aufgeschlossen geprüft und sinnvolle und leistbare Aufgaben übernommen. Dank allen, den Generationen vor uns und den heutigen Mitgliedern, die ihre Kraft und Zeit dafür eingesetzt haben. Mit dem Mut zur Erneuerung und der Bereitschaft zum verständnisvollen Zusammenwirken im Verein und in der Gemeinde wird der Turnverein Villmar auch in den nächsten 100 Jahren bestehen.
Wie geht es weiter?
In den ersten zwei Jahrzenten hat sich die Welt und unser Leben so schnell und so umfänglich gewandelt wie vielleicht nie zuvor. Der Turnverein steht vor vielen Aufgaben, um weiter erfolgreich zu bleiben. Der Vorstand ist der Überzeugung, dass stetige Veränderungen, Anpassungen und Modernisierungen notwendig sind, um die Zukunft zu gestalten.
Doch vor allem spielen die Mitgllieder und die Einwohner Villmars eine große Rolle. Ohne sie hätte es den Verein in seiner heutigen Form nicht gegeben und ohne sie würde es den Turnverein auch in Zukunft nicht mehr geben.
Deshalb bedankt sich der Vorstand bei allen Mitgliedern und hofft, dass alle gemeinsam den Turnverein weiter "vorwärts" in die Zukunft begleiten.